landurlaub
 

Nach dieser einwöchigen tauchsafari mußte ich meine psyche wieder auf festlandgewohnheiten umstellen. Nicht, daß diese umstellung besonders schwierig war, aber es gab doch einige neuerungen nach dieser kreuzfahrt. Vor allem waren wieder neue bleichgesichter zu sehen, welche uns bei der ankunft wie lange weggebliebene piraten musterten. Zumindest mußte ich mit sonnenverbranntem gesicht und einer woche ohne gesichtsrasur so ausgesehen haben.

Die neuankömmlinge wichen zur seite, als wir uns mit festen und entschlossenen schritten der nächsten umstellungsstufe auf dem festland näherten - der bar. Immerhin mußten wir während der einwöchigen tauchsafari strengste alkoholabstinenz erdulden, was uns eigentlich gar nicht störte. Jedoch angesichts dieser verführerische glitzernden und funkelnden bar - accessoires wurde jeder von uns wieder rückfällig. Das schlimmste war die qual der wahl.

Schließlich entschied ich mich doch wieder für eine gewöhnliche dose bier. Gierig nahmen die magenwände den lange vermißten alkohol auf und transportierten diesen über die express - highway blutbahn in das gehirn, welche diesen stoff in form von abenteuerlichsten erzählungen über meinen ansonst schweigsamen mund wiedergab. Auch die anderen tauchsafari - freunde erlebten diese umstellung im gleichen maße, wie ich. Und so palaverten wir alle gleichzeitig von so schönen korallen, soo großen fischen und sooo abenteuerlichen tauchgängen, daß sogar die tausend watt starke lärmmaschine der diskothek kapitulierte.

Irgendwo in diesem buch habe ich diese zeilen schon einmal niedergeschrieben. Ach ja, es war dies am ende meiner ersten tauchreise im roten meer. Es wiederholen sich eben nicht nur bestimmte situationen in der weltgeschichte, sondern auch die evolutionshemmenden situationen der menschen. Vielleicht besteht hier ein direkter zusammenhang.

 

 

Petra saß bei ihren tauchbasiskollegen und betrachtete uns mit kopfschüttelndem und mitleidsvollem blick. Unsere bitte nach ihrer gesellschaft lehnte sie dankend ab. "Ich möchte den morgigen tag auch noch erleben." sagte sie lachend. Selbstverständlich respektierten wir ihre entscheidung, denn sie hatte wirklich einen anstrengenden tag vor ihr. Schon früher erzählte sie von den vielen kleinen nebensächlichkeiten und nachwehen einer tauchsafari. Es mußten formulare ausgefüllt, berichte geschrieben und vor allem mit der bootsmannschaft abgerechnet werden. Dazu brauchte sie einen klaren kopf. Wir wünschten ihr also eine gute nacht und sahen sie und ihr freund engumschlungen zwischen den palmen verschwinden. Na ja, allzulange wird wohl auch ihr schlaf nicht werden.

Erst sehr spät nach mitternacht bemerkten wir unsere einsamkeit in dieser großen freiluftbar. Diese war schon längst geschlossen, und nur die leeren stühle standen ringsumher auf dem sandboden. Jeder zivilisierte mensch weiß, daß die sperrstunde von lokalen durch das hinaufstellen der stühle auf die tische angezeigt wird. Da hier dieser gewohnte vorgang unterblieb, gab es daher auch keine sperrstunde.

Nachdem die fünfte flasche wein aus privatbesitz endlich leer war, erhob sich die abenteuerliche gesellschaft. Es war drei uhr früh. Um neun uhr startete die nächste bootsausfahrt zu den nahegelegenen tauchrevieren. Selbstverständlich werde ich dabei sein, versprach ich voreilig.

Selbstverständlich wußte ich auch, wo mein bungalow zu finden war. Während unserer tauchsafari mußten wir die zimmer räumen, um für neue gäste platz zu schaffen. Nach unserer rückkehr erhielten wir neue quartiere zugeteilt. Diese waren ganz woanders. Ich möchte aber die verehrten leser nicht mit der schilderung einer herbergssuche auf den malediven langweilen. Einmal im jahr ist genug!

 

 © 2000 e.pokorny