|
Gott sei dank, sie leben noch!
Ich ersuche die leser diesen
ersten satz nicht mit der überschrift in zusammenhang zu
bringen. Die enttäuschung folgt später!
Ich war wirklich erleichtert,
als nach über einem jahr ungewißheit ein brief mit
neuer kroatischer briefmarke ankam. Endlich nach so langer zeit
ein lebenszeichen meiner beiden tauchfreunde Sergej und Mira,
welche mir drei jahre zuvor tauchen gelernt hatten.
"Dear Ernst," schrieb
Sergej, "I've just received your message."
Aber das gibt es doch nicht! Immerhin waren bereits vier monate
seit meinem letzten brief an ihn vergangen. Ungewiß darüber,
ob sie überhaupt noch lebten, schrieb ich damals, daß
wir unseren nächsten familienurlaub wieder in kroatien auf
der insel krk verbringen wollten. Ich betrachtete seinen brief.
Aha, er hatte ihn bereits vier tage nach absendung meiner nachricht
geschrieben. Das bedeutete, daß seine antwort mehr als
drei monate (!) auf dem postweg zu mir unterwegs war. |
Sergej und Mira hatten beide
ein studium begonnen. Er wohnte nun in der neuen kroatischen
hauptstadt Zagreb und besuchte die sportuniversität. Mira
studierte in Rijeka rechtswissenschaft.
Aufgeregt berichtete Sergej
in seinem brief von einer großartigen entdeckung. Er hatte
das lange gesuchte schiffswrack des "Baron Gautsch"
gefunden. Der "Baron Gautsch" war ein österreichisches
passagierdampfschiff, welches am 13. August 1914 auf minen der
damaligen österreichischen kriegsmarine auffuhr. Eine explosion
zerriß das schiff, welches binnen weniger minuten vor der
istrischen küste, nahe bei rijeka, sank. Nur wenige passagiere
überlebten das unglück. Durch den zerfall der österreichisch
- ungarischen monarchie geriet dieses schiff nach dem ersten
weltkrieg lange zeit in vergessenheit. Und nun, achtzig jahre
danach, hatte es mein freund Sergej wieder entdeckt. |
|
Na ja, eigentlich hatte ich
versprochen, in unserem familienurlaub nicht zu tauchen. Doch
"rein zufällig" gab es in malinska, unserem urlaubsort,
eine tauchbasis. Wie sollte ich das herlinde erklären? Versprochen
ist versprochen! Zu dieser zeit plante ich bereits für das
frühjahr 1995 eine tauchreise auf die malediven. Und da
der fotografische ausschuß meiner letzten tauchreise auf
phi-phi island bedenklich groß war, sagte ich, daß
ich in kroatien nicht tauchen, sondern nur noch einmal die fotoausrüstung
testen wollte - beim schnorcheln!
"Und wie willst du damit vierzig meter tief zum baron?"
fragte Herlinde.
Sie hatte mich durchschaut. Aber das gehört eben zu einer
harmonischen ehe.
So hatte ich ihr ebenfalls
den brief meiner kroatischen freunde vorgelesen. Es blieb mir
nun nichts anderes übrig als farbe zu bekennen.
"Aber höchstens drei tauchgänge!" versprach
ich.
Einige tage später waren
wir unterwegs in richtung süden. Aufgrund unserer vielen
früheren urlaubsaufenthalte an der kroatischen küste
kannte ich die fahrtstrecke auswendig. Die neue grenze zwischen
slowenien und kroatien erinnerte an die politischen umwälzungen
in diesem teil europas.
Unsere bereits älter gewordenen "kids" überstanden
diese lange fahrt ohne die früher notwendigen spontanen
fahrtunterbrechungen während der mäanderförmigen
strecke zwischen postojna und rijeka.
Am Urlaubsort gab es das gewohnte
bild wie vor vier oder fünf jahren. Volle parkplätze
vor den hotels ließen die unruhe in diesen neuen ländern
vergessen. An der rezeption stritten die neu angekommenen urlaubsgäste
um die letzten freien quartiere. Früher wurde dieser streit
hauptsächlich zwischen deutschen und österreichischen
urlaubern ausgetragen. Dieses Jahr kämpften italien gegen
ungarn, tschechien gegen kroatien und österreich gegen den
rest der welt. Nach über einer stunde umherirren zwischen
pontius und pilatus sowie persönlicher vorsprache beim obersten
hotelmanager konnten auch wir unser bereits vor monaten bestelltes
quartier beziehen. |
Es vergingen schöne urlaubstage,
und jedes familienmitglied ging tagsüber seinen lieblingsbeschäftigungen
nach. Die abende verbrachten wir beim gemeinsamen kartenspiel.
Dabei war die ausdauer unserer kinder bei diesem spiel derart
groß, daß wir fast nie vor mitternacht ins bett kamen.
Während dieser tage versuchte
ich Birgit und Claus das richtige schnorcheln und längeres
tauchen mit angehaltenem atem beizubringen. Natürlich konnten
sie es bereits. Aber es gab doch Unterschiede zwischen der überschaubaren
größe des heimischen freibades und der unendlichen
weite eines meeres. Am schönsten war es spät nachmittags,
als die vielen kleinen fische aus ihren verstecken hervorkamen
und in schwärmen auf futtersuche gingen. Vergeblich versuchten
Birgit und Claus einen dieser fische zu fangen.
Vergeblich versuchte auch
ich, einigermaßen gute fotos unter wasser zu machen. Es
gelang mir mit meiner industrieluftgeschädigten lunge bereits
länger als dreißig sekunden unter wasser zu bleiben.
Doch das fotografieren unter wasser erfordert weit mehr energie
und sauerstoff als gemächliches umhertauchen. Außerdem
wollte ich mein neu erstandenes superweitwinkelobjektiv ausprobieren.
Jeder taucher oder schnorchler
kennt die eingeschränkte sicht durch die tauchbrille unter
wasser. Dazu kommt noch der naheffekt durch die lichtbrechung
im wasser. Der blick durch taucherbrille in den sucher der mit
dem weitwinkelobjektiv bestückten unterwasserkamera war
anfangs für mich sehr ungewöhnlich. Dementsprechend
hilflos war ich dann auch bei der motiv- und bildausschnittwahl.
Hatte ich unter wasser endlich ein passendes motiv gefunden,
ging auch schon mein luftvorrat zu ende. |
|
Nun reichte es mir! Ich sah
ein, daß ohne ordentlichen tauchgang kein ordentliches
bild zustandekommen konnte.
"Was hast du denn sonst erwartet?" meinte Herlinde.
Wie schon so oft war sie es, welche bei wichtigen entscheidungen
ein rechtes wort zum rechten zeitpunkt sprach.
Also besuchte ich tags darauf
die tauchbasis in dem ferienlager. Sie war nicht zu übersehen.
Weniger wegen ihrer größe als wegen der vielen internationalen
gäste, welche offensichtlich sehr zufrieden von den tauchgängen
zurückkehrten. In der umgebung der insel krk gab es mehr
als zehn sehenswerte tauchplätze - unter anderem ein wrack
und eine unterwasserhöhle. Nachdem ich vorhatte das wrack
der baron Gautsch in rovinj zu besichtigen, entschloß ich
mich für den besuch der höhle am darauffolgenden tag.
Start um neun uhr vormittag. Auch an diesem abend spielten wir
ausdauernd canasta.
Ich erwachte zehn minuten
vor neun uhr. Oh gott, ich komme zu spät, war mein erster
gedanke. Als ich aus dem bett springen wollte, knackste es in
meinem rücken und fiel gleichzeitig wieder zurück in
das bett. Nein, nicht schon wieder! Ein altes wirbelsäulenleiden
im kreuzbeinbereich war wieder akut geworden. Seit einem jahr
kämpfte ich gegen dieses leiden. Die ärztliche hilfe
in form von spritzen hatte zwar eine vorübergehende linderung
der schmerzen, aber keine heilung des übels bewirkt.
"Ja, ja", hatte
Gabi damals gesagt, "das sind eben die ersten anzeichen
der menschlichen verwesung!" Gabi, eine freundin von Herlinde,
betreibt eine heilpraxis und ist spezialistin auf diesem gebiet.
Das alter ihrer patienten reicht von zwanzig jahren bis "open
end".
"Die therapie wird eine weile dauern." sagte Gabi und
ermahnte mich besonders beim aufstehen keine ruckartigen bewegungen
zu machen.
Zu spät dachte ich an
diesem morgen an die ermahnungen. Es war passiert. Aber mittlerweile
wußte ich, dieses übel zu überwinden. Es gelang
mir doch mit einigen verrenkungen in die vertikale position zu
kommen.
Kurz nach neun uhr erreichte
ich mit dem im auto verstauten hab und gut an tauch- und fotozeug
die tauchbasis. Gott sei dank, die leute waren noch da. Jedoch
von aufbruchstimmung war keine spur. Vorsichtig fragte ich nach
dem grund dieser verzögerung.
"Wir fahren doch erst um zehn uhr!" antwortete der
basisleiter.
Verwundert blickte ich auf die große informationstafel
und sah, daß die abfahrtszeit um eine stunde verschoben
wurde.
"Das hat sich im laufe des gestrigen nachmittages ergeben."
war die logische erklärung.
Inzwischen kamen noch einige tauchgäste mit verschlafenen
gesichtern zur Basis. Einige von ihnen machten mir wohlbekannte
turnübungen. Aha, dachte ich, nicht nur bei mir beginnt
die verwesung! Und so ergab sich ein für mich neu gewordenes,
hochinteressantes gesprächsthema der mittelalterlichen klasse.
Endlich kam auch der letzte teilnehmer dieser tauchfahrt an.
Es war agardi, ein etwa zwanzig jahre junger ungarischer bursche.
"Jeden tag das gleiche
theater mit meiner alten!" murrte er.
Mißgelaunt warf er die türe seines autos zu, daß
die karosserie bedenklich ächzte. Seine "alte"
war französischer herkunft unbekannten baujahres, enorm
auffrisiert, und ihr "outfit" versuchte das tatsächliche
alter zu verbergen. |
"Ja ja, der zahn der
zeit nagt eben an ihr!" meinte unser ungarischer freund
und streichelte liebevoll sein auto. "Aber ein paar jahre
muß sie noch halten."
Endlich konnten wir abfahren.
Vorsichtig, meines beleidigten kreuzes wohl bewußt, schleppte
ich bleigurt und tauchflasche zum auto. Die schmerzen waren nun
nicht mehr so stark.
Die höhle lag an der
ostseite der insel, direkt beim örtchen vrbnik. Um dorthin
zu kommen, mußten wir die insel überqueren. Dieser
internationalen konvoi bestand aus autos von kroatien, ungarn,
deutschland, italien und österreich. Hoffentlich geht das
gut, dachte ich. Mich störte nicht diese internationale
vielfalt, sondern einzig und allein die "alte". Bei
dieser berg- und talfahrt quollen dicke ruß- und dampfwolken
aus dem auspuff des autos unseres ungarischen tauchfreundes.
Für die zwanzig kilometer lange strecke benötigten
wir eine gute stunde, da unterwegs "madame", wie erwartet,
ihren geist aufgab.
"Morgen ist sie wieder gesund." meinte Agardi. "Sie
braucht nur eine neue zylinderkopfdichtung."Um elf uhr erreichten
wir endlich den ort vrbnik. Ich kannte diesen sehr malerischen
ort bereits von früheren urlauben. Er ist in einer halbkreisförmigen
bucht eingebettet, umgeben von etwa sechzig meter hohen felswänden.
Entsprechend eng sind auch hier die kleinen gäßchen.
Diese wurden nun wegen umfangreicher renovierungsarbeiten ein
fast unüberwindbares hindernis. Überall dröhnten
preßlufthämmer. Baumaschinen und lastwägen behinderten
die zufahrt zum hafenbecken, welches unser ziel war. Der einst
malerische ort war nun eine einzige großbaustelle - auch
der hafen. Mit vielen schiffen wurde neues baumaterial herantransportiert
und bauschutt weggebracht. Vergeblich suchte ich nach einem kleinen
hübschen boot, welches uns zur höhle bringen sollte.
"Wir brauchen kein boot." sagte Sandro, unser kroatischer
tauchführer. "Die höhle ist nur dreihundert meter
vom hafen entfernt!"
Vorsichtig fragte ich, ob diese entfernung von diesem parkplatz,
oder vom zweihundert meter entfernten ende des hafenbeckens gemeint
sei. Diese frage war natürlich überflüssig. So
schleppten wir unser tauchzeug zweihundert meter zum einstiegsort.
Wegen meiner "kompaktkamera" mußte ich diese
strecke dreimal zurücklegen.
Seit meinem letzten tauchgang
auf phi phi island waren bereits acht monate vergangen. Außerdem
besuchte ich das heimische fitness-studio in den sommermonaten
sehr sporadisch. Ich war müde. Noch nie hatte ich die tauchausrüstung
so lustlos angezogen wie diesmal. Die mauer des hafenbeckens
war eineinhalb meter hoch. Nach diesem ebenfalls lustlosen sprung
in das wasser spürte ich wieder meine fortschreitende "verwesung".
Wegen des durch die ortsrenovierung
verschmutzten wassers war die sicht getrübt. Wir tauchten
nun diese lächerlichen dreihundert meter zu einer senkrecht
im meer stehenden zerklüfteten felswand, in der sich die
höhle befand.
Ach wie herrlich ist es im
roten meer! Überall korallen, zahllose bunte fische und
warmes klares, blaues wasser. Natürlich gibt es auch an
der kroatischen adriaküste schöne und abwechslungsreiche
tauchgebiete, weitab von touristen- und baumaschinenüberfüllten
städten. Doch hier gab es eine höhle. Ich hatte keine
ahnung, wie groß diese überhaupt war. Immerhin waren
wir sieben taucher. Vielleicht paßten wir alle gar nicht
in dieses loch hinein? |
|
Endlich nach fünfzehn
minuten erblickte ich in der ferne die schwarzen umrisse der
höhle. Wie ein riesiges schwarzes zelt stand der etwa fünf
meter hohe eingang vor uns. Ein kalter schauer jagte über
meinen rücken. Irgendwie fühlte ich mich beklemmt.
Ich bin eigentlich gar kein höhlenmensch. Wahrscheinlich
deswegen, weil es in diesen immer so naß und kalt ist.
Die ersten taucher waren bereits
in diesem schwarzen loch verschwunden, als mich Sandro aufforderte
ihm zu folgen. Vorsichtig tauchte ich weiter. Plötzlich
begann es vor meinen augen zu flimmern, und das bild der höhle
tanzte auf und ab. Nein, ich wurde nicht ohnmächtig. Es
war die grenzschicht! Eine grenzschicht im wasser bildet sich,
wenn unmittelbar warme und kalte wasserschichten aufeinanderliegen.
Meistens bilden sich diese in ruhenden gewässern während
der kalten jahreszeit. Aber hier war die grenzschicht senkrecht!
Wie eine geisterwand schwebte sie vor mir. Ich streckte vorsichtig
meine hand durch diese wand. Das wasser dahinter war eiskalt!
Na ja, mindestens um acht grad kälter. Mit großer
überwindung an meiner abneigung gegen kaltes wasser tauchte
ich also durch diese grenzschicht. Es war wie ein vorstoß
in die welt des ewigen eises. Wegen des temperaturschocks merkte
ich, wie mein körper zusammenschrumpfte - zumindest die
äußeren körperschichten. Dieses kalte wasser
hatte aber auch einen vorteil. Es war glasklar. Langsam tauchten
wir ein paar meter in das innere der höhle. Sie mußte
sehr groß sein, denn die aufgedrehten lampen erhellten
trotz des klaren wassers keine felsenwand. Ringsum war nur schwarze
finsternis zu sehen.
In diesen Augenblicken fühlte
ich einen für mich neuen geisteszustand aufkommen. Ich bekam
panik! Der puls wurde merklich schneller, und ich brauchte fast
doppelt soviel luft zum atmen. Nein, ich wollte nicht weiter
in diese höhle hineintauchen, um keinen preis in der welt.
Raus hier!
Sandro merkte die veränderung
an mir sehr wohl und hielt meine hand fest. Nach einigen sekunden,
die mir damals wie endlose minuten vorkamen, konnte ich wieder
klar denken. Trotzdem blieb ich bei meinem entschluß und
versuchte, diesen Sandro klarzumachen. Also tauchten wir wieder
zurück. Als ich die temperaturgrenzschicht wieder in richtung
warmes wasser durchdrungen hatte, war für mich die welt
wieder in ordnung. Mir fiel ein stein vom herzen! Sandro deutete
mir, hier zu warten. Er mußte wegen der anderen taucher
zurück in die höhle.
Ich war also wieder einmal
allein. Doch es machte mir dieses mal nichts aus. Luft hatte
ich noch genug . Die Tauchtiefe betrug vierzehn Meter. Vorsichtshalber
tauchte ich aber auf zehn meter hoch. Mein gehirn fand keine
vernünftige erklärung für diese panik. War es
die müdigkeit, war es die kälte, war es die finsternis
oder war es schlicht und einfach angst? Wahrscheinlich war es
der umstand, daß mich dieses abenteuer nach der längeren
tauchpause einfach psychisch überforderte.
Unter mir tauchten die ersten
kameraden aus der höhle heraus. Ich vertrieb die zeit mit
der suche nach eventuellen fotomotiven. Nirgends waren fische
zu sehen. Am boden lagen einige seeigel zwischen den steinblöcken
umher. Korallen gab es hier natürlich keine. Dafür
wucherten unzählige gelbe, röhrenartige schwämme
aus dem felsigen boden. |
An der äußeren
höhlenwand wuchsen auch einige rote bohrschwämme. Doch
davor stand die für mich undurchdringliche senkrechte grenzschicht.
Also tauchte ich wieder zum meeresboden hinab und betrachtete
die röhrenschwämme. Gesund sahen diese nicht aus. Unappetitlicher
grüner algenbewuchs hing an diesen gelben röhren. Offensichtlich
wirkte sich der rege bootsverkehr und die ökologische umweltbelastung
durch die rege bautätigkeit an land sogar hier in fünfzehn
meter tiefe negativ aus.
Endlich kamen die letzten
taucher und mit ihnen auch Sandro aus der höhle heraus.
Wir tauchten nun wieder zurück zum hafenbecken. Der weg
kam mir dieses mal noch viel länger vor. Plötzlich
erfüllte ein lautes, tiefes geräusch die bisher stillen
fluten. Irgendwo wurde ein schiffsmotor gestartet. Wegen der
im wasser viel besser geleiteten schallwellen war es, als ob
dieses schiff direkt über uns fuhr. Mit zunehmender nähe
des hafens wurde dieser lärm immer größer. Ich
blickte auf meine anzeigeinstrumente. Wir waren bereits auf vier
meter aufgetaucht. Herumliegenden flaschen und sonstiges gerümpel
zeigten das ende des tauchganges an.
Ich war müde und enttäuscht,
als ich die schmalen und rutschigen steinstufen am rande des
hafenbeckens emporkroch. Mit voller ausrüstung und großer
anstrengung wankte ich zu dem ach so weit entfernten auto. Nach
der schwerlosigkeit im wasser war an land die anziehungskraft
der erde gift für mein kreuz.
Die "Alte" stand
noch an ihrem platz. Agardie versuchte wiederbelebungsversuche,
doch vergeblich. Das auto sprang nicht mehr an. Also wurde es
quer über die insel, bergauf bergab, zurück nach malinska
abgeschleppt.
"Oh weh, was wird das wieder kosten!" jammerte Agardie
nach geglückter heimkehr.
Ich blieb noch eine weile
bei meinen tauchfreunden und fragte sie nach ihren erlebnissen
in der höhle. Einige von ihnen mußten ebenfalls eine
hemmschwelle überwinden, um hineinzutauchen. Es war für
sie eine prüfung mit bestandener mutprobe. Ich fragte, ob
sie in der höhle irgendetwas sehen konnten. Doch außer
nackten felswänden gab es nichts.
Nachdenklich ging ich zurück
in unser quartier. War ich feige? Offen gestanden habe ich in
meinem leben noch nie eine mutprobe willkürlich herbeigeführt.
Doch ich glaube, daß diese ein mensch nicht unbedingt braucht.
Und schon gar nicht beim tauchen. Es gibt ja so viele dinge im
leben, welche meist unwissentlich mit mut bewältigt werden.
Übrigens, es ist Agardie
tatsächlich gelungen, sein vehikel notdürftig zu reparieren.
Tags darauf fuhr er zurück in seine ungarische heimat.
Das ist mut! ! ! |