vorfreuden
 

Ich schrieb diese zeilen zwei wochen vor antritt meiner zweiten tauchreise zum roten meer. Vor mir lag die fotografische ausbeute der ersten Reise .
Ich war zufrieden damit, jedoch ...

Von den über fünfhundert unterwasseraufnahmen blieben nach strenger auslese etwa hundertfünfzig dias übrig.
"Papa, warum wirfst du die schönen bilder weg?" fragten meine beiden kinder oft, als sie die im papierkorb gelandeten dias wieder herausfischten.

Vielleicht bin ich doch zu anspruchsvoll in der auswahl meiner fotos. Aber soll ich wirklich zwanzig bilder einer tischkoralle, sechzehn bilder von gelben falterfischen, -zig bilder von weichkorallen aufheben?

Mindestens hundertmal habe ich die dias wieder und wieder betrachtet, bis mein entschluß feststand: Ich brauche eine zweite unterwasserkamera. Das problem der an sich sehr guten nikonos V ist das suchersystem, welches bei nahaufnahmen zu keinen befriedigenden ergebnissen führte. Also erstand ich eine nikon F-801 mit neunziger makro. Dazu ein passendes miniflex - unterwassergehäuse.

Ich war zufrieden damit, jedoch ...

 

Der mensch hat bekanntlich nur zwei hände. Und das war mein nächstes problem. Natürlich wollte ich mit beiden kameras gleichzeitig tauchen. Auf der erde ist das einfach. Ich selbst habe schon oft, mit drei kameras, acht wechselobjektiven und stativ ausgerüstet viele leute zum bedauernswerten kopfschütteln gebracht.

Ich erfand also eine konsole, an welche die beiden unterwasserkameras und die zwei blitzgeräte gemeinsam montiert werden. Die blitzgeräte verband ich ebenfalls mit beiden kameras. Die obligate testserie im hallenbad gelang mir ebenfalls gut.
Ich war damit zufrieden, jedoch ...

Eine woche ist zuwenig! Aber wie sage ich das meiner frau? Ich möchte an dieser stelle erwähnen, daß tauchen sehr viel verständnis vom anderen ehepartner erfordert, sofern er diese tätigkeit nicht selbst ausüben kann oder möchte. In früheren jahren absolvierte ich die tauchgänge beim gemeinsamen familienurlaub. Das stellte uns alle jedoch in keiner weise zufrieden, da sich die ganze urlaubsplanung nach den tauchmöglichkeiten richten musste. 

So sagte meine frau Herlinde eines tages, sie hätte nichts dagegen, wenn ich meine tauchreisen alleine mache. Ich möchte an dieser stelle für ihr verständnis und ihre toleranz aufrichtig danken.

Ich konnte nun wirklich zufrieden sein, jedoch ...

Es waren immer noch zwei wochen bis zur abreise!!!

 

 © 2000 e.pokorny